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Römer, Gallier und Germanen am Rhein

Die Sonderausstellung «Ave Caesar! Römer, Gallier und Germanen am Rhein» zeigt die Beziehungen zwischen den Hochkulturen des Mittelmeergebiets und den ansässigen Stämmen der Gallier und Germanen links und rechts des Rheins auf. Der Fluss dient dabei als roter Faden, um die verschiedenen Aspekte dieser Kontakte spannend in Szene zu setzen. Der/die Besucher*in findet sich auf einem riesigen Spielbrett wieder und erkundet auf eigene Faust die in fünf Bereiche gegliederte Ausstellung.

Die 5 Bereiche der Ausstellung

 

Der erste Teil der Ausstellung «Keltischer Fürstensitz» befasst sich mit den keltischen Herrschern und ihren prächtigen Anwesen um 500 v. Chr. Ihr Reichtum ist u. a. durch die Kontrolle der Schifffahrtswege am Rhein begründet. Die Kelten betreiben regen Handel mit den Griechen und Etruskern. Wein und Luxusgüter gelangen auf Handelsschiffen vom Mittelmeer in den Norden. Die dort ansässigen Händler beladen ihre Schiffe in Richtung Mittelmeer mit Metallen, Salz, Fellen und Sklaven. Der Handel beschränkt sich nicht nur auf Waren, es findet auch ein reger kultureller Austausch statt.

 

Ab dem Jahr 80 v. Chr. kommt es zu Kämpfen zwischen keltischen Stämmen. Es geht um Macht und Gebietsansprüche. Diese Stammesstreitigkeiten bewirken den Bau befestigter Siedlungen. Der Ausstellungsbereich «Keltische Siedlung» veranschaulicht, wie die Basler Kelten ihre unbefestigte Siedlung am Rhein aufgeben und eine neue, wehrhafte Niederlassung auf dem Münsterhügel bauen. Zwischen 58 und 52 v. Chr. nutzt Gaius Julius Caesar den Zwist zwischen den keltischen Stämmen aus und erweitert die römische Herrschaft bis zum Rhein.

Gesichtsrekonstruktion Gaius Julius Caesar von Maja d’Hollosy ausgehend vom Porträt aus Nijmegen.

 

Die Römer errichten in der Folge zahlreiche Militärbasen am linken Rheinufer, um die eroberten Gebiete zu sichern. Sie dienen gleichzeitig als Basen für Feldzüge gegen die rechtsrheinischen Germanen. Zehntausende kaufstarke römische Offiziere und Soldaten sind am Rhein stationiert. Sie kurbeln die lokale Wirtschaft und den Handel an und bauen die Infrastruktur am Rhein aus. Ein modernes Strassensystem garantiert die Versorgung der Grenze mit Truppen und Nachschub. Wie die Legionäre vor Ort leben und wie ihre Feldzüge gegen die rechtsrheinischen Germanen verlaufen, zeigt der dritte Bereich «Römisches Legionslager» auf.

 

Ab ca. 85 n. Chr. werden die eroberten Gebiete zu regulären römischen Provinzen namens Germania inferior und Germania superior. Am Oberrhein kontrollieren die Römer nun auch das rechte Rheinufer. Der Fluss ist die Hauptverkehrsachse der neuen Provinzen. Wie der Bedarf an Nahrungsmitteln für die wachsende Bevölkerung abgedeckt wird und welche mediterranen Lebensmittel nun auch am Rhein angebaut werden, wird im vierten Teil der Ausstellung «Römischer Gutshof» gezeigt.

 

Der letzte Teil der Ausstellung «Römische Kolonie» stellt dar, wie sich die römische Kultur in den eroberten Gebieten etabliert. Es entstehen Städte nach mediterranem Vorbild, mit Steinbauten, öffentlichen Gebäuden und einer effizienten Wasserversorgung. Die steigende Urbanisierung und die für das ganze römische Reich einheitliche Währung lassen die Wirtschaft am Rhein boomen. Die wirtschaftliche und politische Lage verschlechtert sich aufgrund von Germaneneinfällen und Seuchen erst ab dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. und im Jahr 401 n. Chr. ziehen die letzten römischen Legionen aus dem Gebiet nördlich der Alpen ab.

Augusta Raurica

Typisch römisch,
aber dennoch anders als in Rom

Buchstabe aus der Weihinschrift des Tempels auf dem Forum von Augusta Raurica.

Vor der Gründung der Colonia Augusta Rauricaa

Diese Geschichte ist schnell erzählt: Vor der römischen Eroberung siedelte im Raum Basel ein keltischer Volksstamm, die Rauriker. Sie zogen 58 v. Chr. zusammen mit den Helvetiern und weiteren keltischen Stämmen Richtung Westen, um sich in der Gegend von Bordeaux (F) niederzulassen. Dieser «Auszug der Helvetier» wurde unter dem Kommando von Gaius Julius Caesar gestoppt. Die keltischen Auswanderer wurden in der Schlacht bei Bibracte (F) vom römischen Heer vernichtend geschlagen und dazu gezwungen, in ihre Heimatgebiete zurückzukehren – Vorgänge, die durch Caesars Schilderungen in De bello Gallico bekannt sind. Im Laufe der Zeit kamen alle Gebiete links des Rheins unter römische Oberhoheit und um 44 v. Chr. gründete der Statthalter von Gallien, Lucius Munatius Plancus, eine Koloniestadt im Stammesgebiet der Rauriker: die Colonia Raurica. Allerdings blieb es damals wohl beim Gründungsakt – ein Aufschub, der wohl auf die bürgerkriegsähnlichen Wirren nach der Ermordung Caesars zurückgeht.

Nach dem Vorbild Roms

Koloniestädte wurden als «Klein-Rom» gebaut, um die städtische, römische Kultur in den neu eroberten Gebieten zu etablieren. Von Beginn an war ein Forum mit Tempel vorgesehen (Abb. 1), wo sich auch der Ausgangspunkt der Stadtver- 58 ◁ Abb.2 Fragmente zweier Ehreninschriften, die sich inhaltlich ergänzen. Der rekonstruierte Koloniename «Colonia Paterna (?) Munatia (?) Felix (?) Apollinaris Augusta Emerita Raurica» deutet auf eine Veteranenkolonie bei der ersten Gründung oder aber auf viele Militärangehörige unter den ersten Siedlern der zweiten Kolonie hin. Davon ausgehend wurde die Stadt in einem festgelegten Strassenraster mit rechteckigen Stadtquartieren (insulae) geplant, die im Laufe der Zeit mit privaten und öffentlichen Gebäuden überbaut wurden. Auch die städtische Verwaltung war derjenigen Roms nachempfunden: Der aus etwa 100 Decurionen bestehende Stadtrat tagte unter dem Vorsitz von zwei duumviri, entsprechend dem Senat in Rom mit seinen beiden Konsuln an der Spitze. Der Decurionenrat kontrollierte die Beamten, verfügte über den Boden, verpachtete Land oder stellte es zur Verfügung.

Fragmente zweier Ehreninschriften, die sich inhaltlich ergänzen.
Der rekonstruierte Koloniename «Colonia Paterna (?) Munatia (?) Felix (?) Apollinaris Augusta Emerita Raurica» deutet auf eine Veteranenkolonie bei der ersten Gründung oder aber auf viele Militärangehörige unter den ersten Siedlern der zweiten Kolonie hin.

Entwicklung der Koloniestadt

Zu Beginn waren die Gebäude noch vorwiegend aus Holz gebaut, aber um die Mitte des 1. Jahrhunderts setzte eine rege Bautätigkeit ein und innerhalb weniger Jahrzehnte wurde die Stadt grösstenteils in Stein ausgebaut, einer Tendenz im gesamten römischen Reich folgend. In dieser Phase wurde das Forum erneuert (Abb. 3) und bedeutende Neubauprojekte wurden in Angriff genommen. So entstand um ca. 70 n. Chr. im Stadtzentrum ein erstes Theater und auf dem gegenüberliegenden Schönbühl-Hügel wurden mehrere kleine Vierecktempel durch einen Podiumstempel nach römischem Vorbild ersetzt (Abb. 4). Das Ensemble lässt auf einen Kult im Rahmen der imperialen Propaganda schliessen, die schiere Grösse könnte auch auf einen feierlichen Rahmen im Zusammenhang mit einem Landtag der raurakischen Gemeinschaft hindeuten. Das Heiligtum in der Grienmatt, ein bedeutender Sakralbau mit angegliedertem Heilbad, entstand ebenfalls in dieser Zeit.

Das Forum von Augusta Raurica.

Theater und Tempel auf Schönbühl bildeten eine aufwendige Gesamtanlage.

Unter der Regierungszeit des Kaisers Vespasian wurde das «Dekumatenland » erschlossen und die Grenze des römischen Reiches über den Rhein gegen Norden verschoben. Mit erbeuteten Waffen und gefesselten Kriegsgefangenen geschmückte Siegesdenkmäler verkörperten den Herrschaftsanspruch Roms (Abb. 5). Im Laufe der Zeit entwickelte sich Augusta Raurica zu einer blühenden Handwerker- und Handelsstadt mit einer Infrastruktur, wie sie in einer Kolonialstadt erwartet werden durfte, mit öffentlichen Bädern und Brunnen und natürlich einem Amphitheater. Um 200 n. Chr. erreichte das Stadtgebiet seine grösste Ausdehnung, die Oberstadt umfasste rund 77 Hektaren, die Unterstadt weitere 29 Hektaren und die Bevölkerungszahl war auf rund 15’000 Einwohner angestiegen. Ab dem 3. Jahrhundert wurde das römische Reich von zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Wirren und Kriegen, aber auch Angriffen auf die äusseren Grenzen in Atem gehalten. Diese Krisen führten ab der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts auch in Augusta Raurica zu einem massiven Bevölkerungsrückgang und schliesslich zur Aufgabe der bisher bewohnten Stadtgebiete.

Einige Funde 

Der Sucellus aus Augst erscheint im Typus des Göttervaters Jupiter, seine charakteristische Kleidung erinnert jedoch an seine gallische Herkunft.

Minerva mit Helm und Brustpanzer, gefunden bei Insula 37. Ursprünglich war die Büste wohl in einem Tempel aufgestellt.

Weihinschrift des römischen Bürgers L(ucius) Ciltius Cossus an Mercurius Augustus. Die Formel am Schluss der Inschrift L(ocus) D(atus) D(ecreto) D(ecurionum) zeigt, dass der Platz für die Aufstellung der Inschrift auf Beschluss des Decurionenrates zur Verfügung gestellt war.

Grabrelief eines Ehepaars.

Das Kartenspiel

Für das junge Publikum und Spielbegeisterte entwickelten wir das Frage-Antwort-Spiel Vade mecum! Das Kartenspiel führt durch die Ausstellung und gewährt Einblicke in die verschiedenen Lebensbereiche der Menschen am Rhein vor 2000 Jahren. Das Kartenset wird an der Museumskasse abgegeben und ist im Eintrittspreis inkludiert.

Begleitpublikation zur Ausstellung

Impressionen der Ausstellung

Wir danken

Sponsoren

Die Begleitpublikation wurde gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Berta Hess-Cohn Stiftung, Basel.

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